Wächtersbach und insbesondere die Altstadt besitzt eine Reihe sehenswerter Gebäude, die es sich lohnt anzusehen. Nach ca. 10 Minuten Gehzeit erricht man vom Bahnhof aus den Lindenplatz und damit den Eingang zur Altstadt mit Schloss und Park.
Der Heimat- und Geschichtsverein hat an zahlreichen Gebäuden Erläuterungstafeln angebracht, an denen sich der Besucher orientieren kann. Sehr hilfreich ist dafür auch der Flyer „Wächtersbach entdecken in 2 Std.“, der in einigen Restaurants und Cafes kostenlos ausliegt. Für noch weiterreichende Informationen über die Stadt gibt es die Broschüre „Ein Rundgang durch Alt-Wächtersbach“ die im Büro des Verkehrsvereins erworben werden kann.
Vom Lindenplatz gelangt man durch das Untertor zum Marktplatz und zum Schloss. Das Untertor verschloss den Zugang zur Stadt. Es wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen. Erhalten hat sich aber das ehemalige Pförtnerhaus rechts neben der Straße, das im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Dort zu sehen ist auch das alte Stadtwappen von 1742.
Um den Schlossvorplatz liegen einige Gebäude, die wir Ihnen hier kurz vorstellen:
Schloss
Der Bau des Schlosses geht auf Friedrich I. Barbarossa zurück, also dem Ende des 12. Jahrhunderts. Wächtersbach wurde als staufische Sicherungsburg und Jagdstützpunkt errichtet und diente wohl als Amtssitz von einem der Förster. Bereits um 1330 war die Burg aus Stein erbaut, stark erweitert und besaß einen Wassergraben mit Zugbrücke und Torhaus. Ludwig II (1422-1511) baute die Burg vollständig um. Das Schloss wurde nun zweistöckig und als Trapez mit 4 Ecktürmen erbaut. Nur der alte Bergfried blieb bestehen.
Anton der I. von Ysenburg (1501-1560) führte weitere umfangreiche Umbauten durch und gestaltete die Burg im Stil der Renaissance um. Der vor dem Treppenhaus gelegene Rundturm entstand, Aufstockung einzelner Gebäudeteile, Abriss des einen Eckturms und die Ausschmückung des Innenhofes erfolgte. Über dem Eingang kann man sein Wappen links (heraldisch rechts) und das seiner Frau Anna von Wied-Runkel rechts (heraldisch links) sehen.
Nach dem dreißigjährigen Krieg war das Schloss sehr heruntergekommen und renovierungsbedürftig. Bei der Renovierung von Johann Ernst (1625-1673) wurde das Gebäude einheitlich auf drei Geschosse erhöht.
Ab dem Jahr 1816 kam es zu den letzten großen Veränderungen und Umbauten. Der Bergfried wurde abgetragen, die Wassergräben zugeschüttet und der Park als englischer Landschaftspark angelegt. Im Innenhof erfolgte 1875 der Bau des Treppenturms, der nur als Verbindung der einzelnen Stockwerke gedacht war und kein eigenes Turmzimmer erhielt. Seit dieser Zeit ist die Anlage eine geschlossene Vierflügelanlage.
Im Jahr 1939 brannte der Dachstuhl des Schlosses aus, die fürstliche Familie zog in das Schloss nach Büdingen um. 1942 erfolgte der Wiederaufbau für die Frankfurter Firma Degussa. Nach der amerikanischen Besetzung das Schloss, wurde dieses 1946 Altersheim der Stadt Frankfurt, danach Flüchtlingsdurchgangslager und Förderschule für Ostaussiedler. Die letzten Bewohner waren der Deutsche Entwicklungsdienst der hier eine Schule betrieb und von Wächtersbach die Entwicklungshelfer in die ganze Welt schickte. Seit der DED im Jahr 1978 nach Berlin umzog, steht das Schloss leer.
Rentkammer
Vor dem Schlosseingang links stehend befindet sich die Rentkammer:
Dieser lange Bau wurde 1735 errichtet und als so genannte Rentkammer genutzt für die Verwaltung der kompletten Grafschaft. Sehenswert ist dort der Gartensaal, ein Raum, der vorne über die Terrasse zum Garten führt. Dieser Raum wurde 1935 zur Hochzeit des Fürsten Otto Friedrich mit Prinzessin Felicitas Reuß von einem Onkel der Braut ausgemalt und mit farbenprächtigen Bildern der fürstlichen Besitzungen der Umgebung geschmückt. Der Gartensaal ist im Rahmen der Führungen zu besichtigen.
Die Grabsteine hinter dem Gebäude der Rentkammer stammen aus der evangelischen Kirche. Als diese im Jahr 1938 renoviert wurde, brachte man die Platten hierher in den Schlosspark.
Sudhaus
Gegenüber dem Schloss steht ein neueres Gebäude von 1959, das Sudhaus der Brauerei. Dahinter befinden sich die Gebäude der ehemaligen Brauerei. Die Anfänge der Brauerei gehen bis auf das Jahr 1578 zurück. Seid einigen Jahren wird in der Wächtersbacher Brauerei nicht mehr gebraut. Das Bier wird nun nach alten Rezepten in Würzburg hergestellt und abgefüllt.
Marstall
Links neben dem Sudhaus befindet sich der Marstall, der bereits 1718 von Graf Ferdinand Maximilian errichtet wurde. Über den Toren kann man noch das Monogramm und das Wappen von ihm finden. Im Erdgeschoss waren die Kutschen und Pferde untergebracht, was auch noch heute durch die großen Tore sichtbar ist. Im Obergeschoss wohnten einige Bedienstete.
Prinzessinnenhaus
Hinter dem Marstall und vor dem großen Eisentor, das den Schlossplatz begrenzt steht das Prinzessinenhaus, das 1745 erbaut wurde. Es diente den Witwen und unverheirateten Prinzessinnen als Wohngebäude. Sehenswert ist die Rokokotür von 1745, die vom berühmten Schreiner Abraham Röntgen stammt. Das Haus befindet sich heute in Privatbesitz.
Schlosspark
Der gesamte Schlosspark wurde im Jahr 1840 nach Plänen des Landschaftsarchitekten Bodenbender im englischen Stil als Landschaftspark gestaltet. Der Park besitzt noch heute teils exotische Bäume aus der Planungsphase. Ein Baumlehrpfad gibt Auskunft über die Namen und die Herkunft. Führungen zum Baumlehrpfad können bei Stadtführer Otto Fiegler erfragt werden.
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Altes Rathaus
Auf dem Marktplatz steht eines der ältesten Gebäude Wächtersbachs, das 1495 erbaute alte Rathaus. Der untere Teil war eine offene Halle, die als Kaufhalle genutzt wurde. Später standen hier auch der Leichen- und die Feuerwehrwagen. In den oberen Räumen befand sich bis 1927 die Stadtverwaltung. Seit 1968 wird das Gebäude als Heimatmuseum genutzt.
Hier vor dem Gebäude befand sich auch die Wasserstelle für die Wächtersbacher Bewohner, die hier am Wasserspeicher ihr Wasser für den täglichen Gebrauch schöpften. Im Jahr 1903 wurden dann Wasserleitungen in die Gebäude verlegt.
Katholische Kirche Mariä Himmelfahrt
Nachdem die Reformation in Wächtersbach Einzug gehalten hatte, gab es erst 1907 wieder eine katholische Kirche. In der Friedrich-Wilhelm-Straße wurde am gleichen Platz, diese im Jahr 1969 durch einen Neubau ersetzt.
Evangelische Kirche
Im Jahr 1354 errichtete Konrad von Trimberg eine Kapelle in Wächtersbach, der der heiligen Maria geweiht war. Die Kapelle wurde als einschiffiger gotischer Hallenbau errichtet. 1514 wurde von den Ysenburgern der Kirchturm eigentlich als Wachturm angebaut, der Schlußstein trägt deshalb das Ysenburger Wappen. 1664 gestaltete man die Kirche im Inneren um. Aus dieser Zeit stammen die Kanzel und die Säulen, die die untere Empore tragen. Aus dieser Zeit stammt auch die älteste der vier Glocken, die 1661 gegossen wurde. Die umfangreichen Um- und anbauten im Jahr 1702 prägten das Bild der heutigen Kirche. Zwei Flügel wurden angebaut und ein Treppenturm eingefügt. Innen gewann man durch die beiden Flügel und jeweils zwei übereinander liegenden Emporen zusätzlichen Raum. Diese einzelnen Emporen waren bestimmten Personengruppen vorbehalten z.B. rechts vom Altar stehend die untere Empore war die Fürstenloge, gegenüber der Beamtenstuhl und über dem Altar war der Soldatenstuhl. Über der Fürstenloge war der Schlaf- und Wohnraum des zweiten Pfarrers, der gleichzeitig als Rektor die dort befindliche Lateinschule leitete. Diese Empore war außerdem gleichzeitig Unterrichtsraum für die Schüler. Auch die Kirche ist im Rahmen der Führungen zu besichtigen.