Schloss
Der Bau des Schlosses geht auf Friedrich I. Barbarossa zurück, also dem Ende des 12. Jahrhunderts. Wächtersbach wurde als staufische Sicherungsburg und Jagdstützpunkt errichtet und diente wohl als Amtssitz von einem der Förster. Bereits um 1330 war die Burg aus Stein erbaut, stark erweitert und besaß einen Wassergraben mit Zugbrücke und Torhaus. Ludwig II (1422-1511) baute die Burg vollständig um. Das Schloss wurde nun zweistöckig und als Trapez mit 4 Ecktürmen erbaut. Nur der alte Bergfried blieb bestehen.
Anton der I. von Ysenburg (1501-1560) führte weitere umfangreiche Umbauten durch und gestaltete die Burg im Stil der Renaissance um. Der vor dem Treppenhaus gelegene Rundturm entstand, Aufstockung einzelner Gebäudeteile, Abriss des einen Eckturms und die Ausschmückung des Innenhofes erfolgte. Über dem Eingang kann man sein Wappen links (heraldisch rechts) und das seiner Frau Anna von Wied-Runkel rechts (heraldisch links) sehen.
Nach dem dreißigjährigen Krieg war das Schloss sehr heruntergekommen und renovierungsbedürftig. Bei der Renovierung von Johann Ernst (1625-1673) wurde das Gebäude einheitlich auf drei Geschosse erhöht.
Ab dem Jahr 1816 kam es zu den letzten großen Veränderungen und Umbauten. Der Bergfried wurde abgetragen, die Wassergräben zugeschüttet und der Park als englischer Landschaftspark angelegt. Im Innenhof erfolgte 1875 der Bau des Treppenturms, der nur als Verbindung der einzelnen Stockwerke gedacht war und kein eigenes Turmzimmer erhielt. Seit dieser Zeit ist die Anlage eine geschlossene Vierflügelanlage.
Im Jahr 1939 brannte der Dachstuhl des Schlosses aus, die fürstliche Familie zog in das Schloss nach Büdingen um. 1942 erfolgte der Wiederaufbau für die Frankfurter Firma Degussa. Nach der amerikanischen Besetzung das Schloss, wurde dieses 1946 Altersheim der Stadt Frankfurt, danach Flüchtlingsdurchgangslager und Förderschule für Ostaussiedler. Die letzten Bewohner waren der Deutsche Entwicklungsdienst der hier eine Schule betrieb und von Wächtersbach die Entwicklungshelfer in die ganze Welt schickte. Seit der DED im Jahr 1978 nach Berlin umzog, steht das Schloss leer.
Rentkammer
Vor dem Schlosseingang links stehend befindet sich die Rentkammer:
Dieser lange Bau wurde 1735 errichtet und als so genannte Rentkammer genutzt für die Verwaltung der kompletten Grafschaft. Sehenswert ist dort der Gartensaal, ein Raum, der vorne über die Terrasse zum Garten führt. Dieser Raum wurde 1935 zur Hochzeit des Fürsten Otto Friedrich mit Prinzessin Felicitas Reuß von einem Onkel der Braut ausgemalt und mit farbenprächtigen Bildern der fürstlichen Besitzungen der Umgebung geschmückt. Der Gartensaal ist im Rahmen der Führungen zu besichtigen.
Die Grabsteine hinter dem Gebäude der Rentkammer stammen aus der evangelischen Kirche. Als diese im Jahr 1938 renoviert wurde, brachte man die Platten hierher in den Schlosspark.
Sudhaus
Gegenüber dem Schloss steht ein neueres Gebäude von 1959, das Sudhaus der Brauerei. Dahinter befinden sich die Gebäude der ehemaligen Brauerei. Die Anfänge der Brauerei gehen bis auf das Jahr 1578 zurück. Seid einigen Jahren wird in der Wächtersbacher Brauerei nicht mehr gebraut. Das Bier wird nun nach alten Rezepten in Würzburg hergestellt und abgefüllt.
Marstall
Links neben dem Sudhaus befindet sich der Marstall, der bereits 1718 von Graf Ferdinand Maximilian errichtet wurde. Über den Toren kann man noch das Monogramm und das Wappen von ihm finden. Im Erdgeschoss waren die Kutschen und Pferde untergebracht, was auch noch heute durch die großen Tore sichtbar ist. Im Obergeschoss wohnten einige Bedienstete.
Prinzessinnenhaus
Hinter dem Marstall und vor dem großen Eisentor, das den Schlossplatz begrenzt steht das Prinzessinenhaus, das 1745 erbaut wurde. Es diente den Witwen und unverheirateten Prinzessinnen als Wohngebäude. Sehenswert ist die Rokokotür von 1745, die vom berühmten Schreiner Abraham Röntgen stammt. Das Haus befindet sich heute in Privatbesitz.
Schlosspark
Der gesamte Schlosspark wurde im Jahr 1840 nach Plänen des Landschaftsarchitekten Bodenbender im englischen Stil als Landschaftspark gestaltet. Der Park besitzt noch heute teils exotische Bäume aus der Planungsphase. Ein Baumlehrpfad gibt Auskunft über die Namen und die Herkunft. Führungen zum Baumlehrpfad können bei Stadtführer Otto Fiegler erfragt werden.
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