Während der Bau von Schulen in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist und somit alle Kinder, unabhängig deren geistigen und körperlichen Eigenschaften, einen Schulplatz zur Verfügung gestellt bekommen, ist das in manch anderen Staaten nicht der Fall. Insbesondere in demokratisch-sozialistischen Republiken werden körperlich und geistig beeinträchtigte Kinder nicht in das staatlich organisierte Schulsystem integriert. Eine Inklusion von Kindern in den Regelalltag, wie dies bei uns in Deutschland üblich ist, erfolgt nicht. Finden sich keine sozialen Organisationen, die durch Spenden Schulen für diese Kinder bauen, geraten diese auf das Abstellgleis. Eine Aussicht auf eine Schulausbildung, verbunden mit der Zukunftsperspektive auf eine Berufsausbildung und eine sich daran anschließende Berufsaufnahme, bleibt ihnen verwehrt. Damit verbunden sind oftmals Traumatas und gesellschaftliche Ausgrenzungen. Unter diesen Bedingungen müssen leider auch die an geistigen Beeinträchtigungen leidenden Kinder in Beruwala leben, da diese eine staatliche Schulbildung nicht erlangen.
Die AWO Wächtersbach, die bereits im September 2005, also 9 Monate nach Ausbruch des Tsunamis, der UNESCO eine Geldspende für die von der Umweltkatastrophe betroffenen Menschen zur Verfügung gestellt und darüber hinaus im November 2011 ein Holzhaus für eine Familie in Beruwala gespendet hatte, machte nun erneut mit einer Spende für die leidgeplagte Bevölkerung auf sich aufmerksam.
So setzte sich der 1. Vorsitzende der AWO Wächtersbach, Norbert Döppenschmitt, im März vergangenen Jahres mit dem ehemaligen Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Karl Eyerkaufer, bezüglich der Notwendigkeit einer weiteren Unterstützung für die Menschen Beruwala in Verbindung. Es dauerte nicht lange, bis Karl Eyerkaufer den Wunsch für die Spende einer Schule für geistig beeinträchtigte Kinder zum Ausdruck brachte. Diese sei bitter nötig, so äußerte er sich, da die derzeit 15 Kinder in einer Holzbaracke mit einer Größe von lediglich 9 qm unterrichtet würden.
Eyerkaufer, der unmittelbar nach dem Ausbruch des Tsunamis im Dezember 2004 das Hilfsprojekt „Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala“ ins Leben rief und seither 34 mal diesen Ort bereiste, um Hilfsgüter unterschiedlichster Art an die dort lebenden Menschen zu liefern, teilte in dem Gespräch mit, dass sich die Kosten für den Bau dieser Schule auf voraussichtlich 13.000 € beziffern würden. Da der Vorstand der AWO Wächtersbach über dieses Anliegen noch in die Entscheidung einzubinden war, einigten sich die Gesprächspartner auf die Fortführung des Gesprächs innerhalb der nächsten 14 Tage.
Dem Vorstand der AWO Wächtersbach, der in der Vergangenheit stets ein großes Herz für in Not befindliche Menschen bewies, stand nun innerhalb einer kurzen Zeitspanne die Entscheidung über die mit Abstand größte finanzielle Aktion in seiner mehr als 50-jährigen Vereinsgeschichte bevor. Wie diese Entscheidung ausfallen würde, war für Döppenschmitt völlig offen.
In der darauffolgenden Sitzung brachte Döppenschmitt dem Vorstandsgremium seine Idee zur Kenntnis und bat um deren Zustimmung. Ohne großes wenn und aber, ohne große Bedenken und ohne lange Diskussionen stimmte der Vorstand dieser so wichtigen Investition zu. Damit hatte der Vorstand erneut seine große Empathie gegenüber beeinträchtigten Kindern unter Beweis gestellt.
Als Karl Eyerkaufer die erfreuliche Mitteilung erhielt, zeigte er sich sehr begeistert, da er beabsichtigte, die Schule auf seiner letzten humanitären Reise nach Beruwala, die für November 2024 vorgesehen war, offiziell der Schulleitung und somit seiner Verwendung zu übergeben. Dem vorgesehenen Bau dieser Schule waren mit dem Beschluss der AWO Wächtersbach somit die Türen für die Planung, die Statik und für die Genehmigung durch die Behörden, geöffnet.
Als dann bereits im Juni vergangenen Jahres mit dem Bau des ¬Fundamentes begonnen wurde, stand fest, dass der für den Monat November 2024 vorgesehene Übergabetermin eingehalten werden konnte. Lehrer, Schüler und Eltern studierten nun fleißig das für die Zeremonie ausgearbeitete Programm ein, um den Gästen aus Deutschland ein abwechslungsreiches und der Einweihung würdiges Programm vor Augen zu führen. Alle Besucher der feierlichen Schulübergabe sollten von den Vorführungen, die von Ansprachen, Gesängen und Tänzen begleitet sind, begeistert sein. Und so kam es denn auch. Die Protagonisten des Tages, die Kinder und Eltern, gaben ihr Bestes, sangen und tanzten zur Freude und Begeisterung der Gäste und brachten die Freude über die neue Schule, die dem Wohle der geistig beeinträchtigten Kinder dient, immer wieder zum Ausdruck.
Diese Freude, die den Gesichtern der Darsteller und der Schüler zu entnehmen war, übertrug sich auch auf die Besucher der Veranstaltung, zu der die AWO Wächtersbach für Freitag, den 14.02.2025, in den Ferdinand-Maximilian-Saal des Wächtersbacher Schlosses, geladen hatte. Nahezu 80 Personen wohnten der Veranstaltung bei und würdigten auf diese Weise einerseits die nicht hoch genug zu bewertende Schulspende der AWO sowie die über zwei Jahrzehnte hinweg andauernde Unterstützung der notleidenden Menschen in Beruwala durch den ehemaligen Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Karl Eyerkaufer.
In seinen Ausführungen, die von einem Video-Film begleitet wurden, ging Eyerkaufer auf das Zustandekommen der Beziehungen zu Beruwala und den damit zusammenhängenden Hilfeleistungen ein. Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind seine insgesamt 34 Hilfsreisen nach Beruwala. Seinem unermüdlichem Engagement ist es zu verdanken, dass insgesamt 413 neue Wohnhäuser, teils aus Holz und teils aus Beton sowie mehrere Schulen und Kindergärten errichtet werden konnten und somit zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in Beruwala beitrugen. Für all diese und weitere Leistungen, die er für die Menschen in Beruwala erbracht hatte, erhielt er von dem Wächtersbacher Bürgermeister, Andreas Weiher, großes Lob ausgesprochen und ein Weinpräsent überreicht.
Norbert Döppenschmitt, der diese Veranstaltung organisierte und somit erheblichen Anteil an der hohen Teilnehmerzahl hatte, dankte in seinen Ausführungen dem Vorstandsgremium für die Zustimmung zur Bereitstellung der finanziellen Mittel, die zur Verwirklichung dieser sehr sinnvollen und notwendigen Investition führte. Das von Heike Löwer zu Beginn der Veranstaltung angestimmte Lied, das den Titel, „Und immer, immer wieder geht die Sonne auf“, trug, erkor er zum Motto der AWO Wächtersbach, die in jüngster Zeit vermehrt die Sonne für Menschen, die sich nicht auf der Sonnenseite des Lebens befinden, scheinen ließ.
Döppenschmitt zeigte sich sichtlich erfreut und stolz zugleich, dass mit dieser Maßnahme Menschen, die der Hilfe anderer bedürfen, ein Weg zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen geschaffen wurde, der ihnen zudem Hoffnung und Zuversicht für deren weiteres Leben verleihen soll. Für diese bravouröse Leistung erhielten er und sein Vorstandsteam von allen an der Veranstaltung teilnehmenden Personen großen Applaus und viel Lob.
Lobende Worte für die Arbeit der AWO Wächtersbach fand auch der Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung, Jan Volkmann. Er dankte der AWO Wächtersbach für deren weltweite Hilfe und für deren großes Engagement im Bereich des sozialen Miteinanders. „Die AWO Wächtersbach tue nicht nur Menschen, die außerhalb deren Heimatstadt wohnen, gut, sondern darüber hinaus auch den in Wächtersbach lebenden Menschen in vielfältiger Art und Weise“, so sein abschließendes Statement.
Karl Eyerkaufer, der nach nunmehr 20 Jahren intensiver humanitärer Tätigkeit für die Menschen in Beruwala seinen wohlverdienten Ruhestand mit seiner Frau Marion genießen möchte, übergab zum Abschluss der gelungenen Veranstaltung den Staffelstab an den ehemaligen 1. Kreisbeigeordneten, Matthias Zach. „Da weiß ich, dass sich die Arbeit in guten Händen zum Wohle der dort lebenden Menschen befindet“, blickt Karl Eyerkaufer zufrieden und zuversichtlich in die Zukunft.
Zum Ende der Veranstaltung sang Heike Löwer die Lieder „Ein schöner Tag, ward uns beschert“, von Lena Valaitis sowie „Heal the world“, von Michael Jackson. Beide Lieder passten sehr gut zu dieser gelungenen Darbietung. Bei den Besuchern hinterließ dieser informative Nachmittag einen beeindruckenden und nachhaltigen Einblick in die humanitäre Arbeit der AWO Wächtersbach.